Welches enorme Ausmaß an Realitätsverlust muß ein Architekt tatsächlich aufzubieten vermögen, der die Existenz von Rollstuhl- Rollatoren- und Kinderwagenfahrer/innen schlichtweg leugnet:
In meiner Welt existiert ihr nicht, geht weg!
Jeder normale Mensch kann Treppen steigen.
Der gesamte Platz wird der Länge nach von zwei ca. 50 cm hohen Absaetzen geteilt, die alle zehn Meter eine drei- oder vierstufige Treppe als Durchgang zur mittleren, Beton"gefliesten" grasstreifendurchzogenen Fläche aufweisen.
Ansonsten ist alles gepflastert oder mit Kies gestreut, um die Skateboardfahrer abzuhalten, wie ich mir habe erklaeren lassen. Toll, zwei Fliegen mit einer Klappe.
Und, nein, Rollstuhlfahrer kommen hier eigentlich nie her, der Platz ist ja schließlich nicht für Rollstuhlfahrer gemacht, das hätte die Ästhetik schon garnicht zugelassen.
Und ins neu renovierte Theater kommen ja auch kaum Behinderte, nur sehr selten, die Rampe zur Behindertenloge weist nämlich eine Steigung von 25° auf. Ja, Grad, nicht Prozent.
In Prozent sind das etwa 50%, 100% entsprechen einer Steigung von 45°
Das Gesetz schreibt 6% vor, ja, Prozent, nicht Grad.
Lebensgefählich? Ja, ich weiß.
Nach der letzten blutigen Konfrontation eines Rollstuhlfahreres mit der sich direkt an die Rampe anschließenden Wand erwog man, die Behindertenloge generell für Behinderte zu sperren.
Trauen sich eh kaum welche her. Die Rampe wurde inzwischen durch einen Lift ersetzt, der jedoch immer eine Bedienung seitens des Theaterpersonals erfordert, selbstaendige Bedienung ist nicht vorgesehen.
Der als neuer Darmstaedter Versammlungs- und Veranstaltungsort geplante Platz sollte laut Intention der Architekten voellig ohne Strom auskommen koennen muessen. Darauf lassen zumindest die aus dem Theater heraushaengenden und ueber die Treppe der Buehne zugefuehrten Stromleitungen schliessen. Ein Schildbuergerstreich?
Gewiss, leider, aber immerhin versucht man nicht, das fensterlose Haus mittels lichtgefuellter Eimer zu erhellen sondern waehlt die beliebten Rollstuhlbarrieren-Kabelbruecken zur Schonung der empfindlichen Kabel.
Im hohen Norden hat man die Funktionaltaet von Rampen bereits realisiert, wie die aktuelle Bauzeitung eindrucksvoll dokumentiert.
Wahrscheinlich wirft man dort uneinsichtige Architekten solange an einen Rollstuhl gefesselt ihre selbstkonstruierten Treppen hinunter, bis sich ihnen die Vorzuege einer Rampe nachhaltig erschließen.
Die Aesthetik des Platzes schließlich ist schoen fuer sich alleine und benoetigt zur Manifestation ihrer Schoenheit keine Menschen sondern ist aus sich heraus schoen.
Die Aesthetik also dient dem aesthetischen Erleben und ist nur und ausschliesslich dazu gemacht, der Darstellung ihrer eigenen Schoenheit dienlich zu sein und definiert die Selbstdarstellung als hinreichenden Daseinszweck, ist also keineswegs aus sich heraus existent, um den Menschen zu dienen.
«No Function necessary, we have plenty of form» instead of
«Form follows function».
Ein Bürgersaal unter freiem Himmel
Architektur: Geometrisch und zugleich verspielt: Erstmals seit zweihundert Jahren bekommt Darmstadt einen neuen Platz ... mehr »
Und das verstehe ich jetzt aber wirklich ueberhaupt nicht:
Hat denn das HBM (Hessische Bau-Management) die Existenz von Rollstuhlfahrern noch nicht realisiert? Gehbehinderte? Alte Mensche? Muetter mit Kinderwagen?
Nicht in unserer Welt, die Schoenheit und Eleganz des Entwurfes hat Vorrang vor ALLEM!
Beim besten Willen kann ich keine andere Erklaerung dafuer finden, dass der neu angelegte Theatervorplatz der ganzen Laenge nach von zwei ca. 50 cm hohen Absaetzen durchzogen ist, entlang der Betonpilze, alle 10 m eine Treppe, um den Fussgaengern den Uebergang zur "Chill-Zone" zu erleichtern.
Optisch verstaerkt wird dieses Rollstuhl-Barrikaden-Arrangement durch geschwungene Betonmauern, die von vornherein jegliche Hoffnung auf ein Durchkommen im Keime ersticken sollen, damit jedem sofort klar wird, dass der einzige Zugang in einer komplette Platzumrundung zu bestehen hat, bergauf ueber holpriges Kopfsteinpflaster.
Man muss diese gakeligen schwerbehinderten Rollstuhl- und Rollatorenschubser ja ein bisschen in Form halten, und jede erfahrene Mutter schleudert ihren Kinderwagen mitsamt der Blagen gekonnt die drei oder vier Stufen rauf oder runter.
Die Rampen, die vor der Platzumgestaltung den gesamten Platz durchzogen haben, dienten eh nur zur Verweichlichung der dort haeufig trainierenden BMX-Fahrer.
Die springen ohnehin viel lieber Treppen rauf oder rurnter, auch rueckwaerts, hab ich schon gesehen, oder mit 360-Grad-Drehung.
Oder musste man sparen, so wie beim Zugang zur Behindertenloge im Theater oder dem Weg durch die Tiefgarage vom Aufzug zum Eingang, den sich Rollstuhlfahrer der Treppen wegen mit den Autos teilen muessen?
Oder hat das aesthetische Gruende?
Oder, viel, viel schlimmer, ueberhaupt keine Gruende?
Hat irgendjemand mal nachgedacht?
Kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Menschenverachtende Schoenheit des Platzes.
Gut gelungen.
Auch die neu entstehenden Treppen ganz oben, zweistufig, genau ueber der Grenze des machbaren.
Klar, geschickte Rollstuhlfahrer springen da einfach runter wie nichts.
Aber rauf? No way!
Was hat das gekostet? 10 Millionen? Oder mehr. Und der gesamte Umbau?
Und dafuer noch einen Preis zu verleihen!
Mit welchem Recht, frage ich Sie, mit welchem Recht ...
Mit vielen verzweifelten desillusionierten Gruessen.
Aber wahrscheinlich rege ich mich wieder voellig umsonst auf und das Errichten von Rampen neben den Treppen war denen wegen der Berechnung des Gefaelles einfach viel zu kompliziert und da haben sie lieber Mauern gebaut.
Architekten sind halt einfach gestrickte Aestheten, wenns denen zu schwierig wird, fahren sie Standardprogramm Barriere, das geht immer. Zumindest in Deutschland.
In Finnland, Schweden oder Norwegen haette man die dafuer an den Pranger gestellt und oeffentlich ihr Diplom verbrannt!
. . . .führt leider das dysfunktionale Gesamtkonzept des Platzes konsequent fort und scheint über alle Maßen bemüht, nur ja an allen Stellen, an denen sich auch nur ansatzweise eine Möglichlkeit zur Realisierung von Barrierefreiheit zu bieten scheint, diese Barrierefreiheit unbedingt zu vermeiden.
Schlimmer noch, wird der einzige Bereich des Platzes, der die verschiedenen Regionen barrierefrei miteinander verbunden hatte, durch die Rampe mit einem unüberwindbaren Hindernis zur Barriere deklariert, Ausgrenzung als Konzept!
#behindernisse. #nullbarriere zur #barrikade aufgewertet.!
Grün - #Barrierefrei
.. . leider nicht niveaulos #barrierrefrei. #behindernisse